Ein digitales Mindset wird von Personalberatungen an ihre Kunden immer stärker gefordert, um die Kandidaten für einen Wechsel zu begeistern und sich im War of Talents durchsetzen zu können. Aber frei nach dem Motto: „Practice what you preach“ möchten wir heute mit Oliver Welz, Country Director der Mysolution Deutschland, besprechen, wie Personalberatungsunternehmen die Thematik intern umsetzen. Wie wird hier der Einsatz von Big Data und KI genutzt, um die Zusammenarbeit mit Kunden und Kandidaten zu optimieren?
Oliver vereint Recruiting und Technology bereits seit über acht Jahren. Nachdem er zuerst selbst als Personalberater tätig war, hat er bei Career Builder Business Development für die Sourcing Solution gemacht. In den vergangenen Jahren hat er für Bullhorn den Vertrieb im gesamten DACH Gebiet ausgebaut.
Seit September ist er in seiner neuen Rolle als Country Director für den Aufbau des niederländischen Markführers Mysolution in Deutschland verantwortlich.
New Work mit Homeoffice Regelung ist ja im Grunde nichts neues. Viele internationale und moderne Unternehmen praktizieren das schon lange und hatten es natürlich einfacher ihre Belegschaft von heute auf morgen ins Home Office zu senden. Ich arbeite bereits seit 8 Jahren flexibel im Homeoffice und habe alle Utensilien, um von überall arbeiten zu können. Nicht alle Personalberatungen waren so gut aufgestellt und hatten in vielen Fällen nicht die Möglichkeit, schnell auf Mobiles Arbeiten umzurüsten. Da hat sich sicherlich alles geändert. Nach dem ersten Lockdown, als sich die Unternehmen wieder etwas sortiert haben und wieder Anfragen reinkamen, hatten wir drei mal so viele Anfragen von Unternehmen, die ihre IT Infrastruktur auf moderne, webbasierte Lösungen aufrüsten wollten beziehungsweise vermutlich mussten.
Sicher kann man das nicht auf die ganze Branche übertragen – es gibt einige, die sich immer noch versuchen dagegen zu wehren. Aber es gibt mittlerweile weitaus mehr Unternehmen, die den Schlag endlich gehört haben und sich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen.
Nicht nur die Homeoffice Situation hat viele Unternehmen dazu gezwungen, sondern auch der Wegfall von potenziellen Position durch Einstellungsstopps. Die Unternehmen mussten wieder kreativer werden und waren aufgrund der Einbußen auch bereit, sich mehr mit dem Thema Automatisierung und Matching Technologie zu beschäftigen. Dieser Wandel geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber tendenziell kann man schon sagen, dass sich speziell der Markt der Personalberatung in diesem Bezug in eine sehr gute Richtung entwickelt hat.
Das Interesse und ein Umdenken hat in fast allen Spezialisierungen zugenommen. Kleine und moderne Unternehmen haben es hier natürlich einfacher aufgrund von kürzeren Wegen und der Möglichkeit schneller Entscheidungen zu treffen. In großen Unternehmen mit unterschiedlichen Bereichen, großer IT Abteilung, Eigenentwicklungen etc. müssen natürlich langfristig Konzepte entwickeln werden. So ein Prozess kann je nach Größe und Struktur Jahre dauern.
Definitiv! Einer DER Gründe für den Wechsel auf eine moderne Plattform ist es schneller Informationen sammeln zu können, besser daraus lernen zu können, Automatismen abzuleiten und sich langfristig somit auf künstliche Intelligenz vorzubereiten. Ohne Daten und Analysen geht dies nicht. Das Fundament für die Zukunft ist die passende Plattform.
Im Umgang mit Kandidaten und Kunden. Die Automatisierung von Prozessen wie bspw. automatisierte Emails mit interessanten Jobs, ein Update während des Prozesses, Erinnerungen an einen Follow Up an Mitarbeitern oder das Anstoßen von Prozessen kann mittlerweile relativ einfach umgesetzt werden. Im Prinzip kann dem Personalberater viel Arbeit abgenommen werden, damit er mehr Zeit für die wesentlichen Dinge hat, die eine Software nicht ersetzen kann: Der direkte Austausch mit Kunden und Kandidaten. Personalberatung und Recruiting ist immer noch ein People’s Business.
Im Vergleich zu anderen Märkten, in denen ich in den vergangenen Jahren tätig war, sind deutsche Unternehmen in vielen Bereichen noch zu ängstlich und sparsam. Der Wert neuer Technologie ist relativ einfach berechenbar, jedoch beobachten viele Unternehmen zu lange und bremsen Ihre eigene Entwicklung und Standing im Markt.
Ich erwarte, dass es viele Unternehmen in der Form wie heute nicht mehr geben wird. Die Streu wird sich vom Weizen trennen. Auch wenn der Markt wieder und weiter wächst, werden Unternehmen, die nicht rechtzeitig auf den digitalen Zug aufspringen und ihre Infrastruktur auf eine zukunftssichere Plattform setzen, es schwer haben sich im schnell wachsende Software Jungle zurechtzufinden. Das habe ich bereits in den letzten Jahren festgestellt, durch die Corona Krise hat sich dieser Prozess bedeutend beschleunigt.
Automation, Künstliche Intelligenz, Predictive Intelligence sind Begriffe die gerade in aller Munde sind. Moderne Plattformen können bereits viel Arbeit abnehmen, die Produktivität steigern und die Kommunikation mit Kunden und Kandidaten verbessern. Jedoch funktioniert das nicht von heute auf morgen. Um den Prozess zu beschleunigen, benötigen Unternehmen die richtige Plattform. Ich kann von einem lokalen Anbieter mit 2-3 Entwicklern nicht erwarten, dass er von heute auf morgen mit KI meine kompletten Arbeitsabläufe automatisieren. Heißt, ich gehe stark davon aus, dass große Unternehmen mit flexiblen Plattformen wie Salesforce oder Microsoft die kleinen Anbieter auf Dauer vom Markt verdrängen werden. Auch hier wird sich die Spreu vom Weizen trennen. Mehr Bedeutung erlangen auch Unternehmen, die den gesamten Geschäftsprozess abbilden können. So müssen keine aufwendigen Schnittstellen gebaut und gewartet, sondern es können wichtige Synergien genutzt werden, um wiederum den Grundstein für Automatisierung und KI zu legen. Deshalb sehe ich hier sehr großes Potenzial für Mysolution und freue mich auf die Aufgabe.
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Recelite erstellt.